Blockchain ist das “Buzzword” schlechthin und in unserem Geschäftsleben sehr präsent. Doch wie steht es mit der Sicherheit, Know your Customer, Compliance und was kostet es?
Diese Fragen beantworten Urs. E. Gattiker, Ph.D., drkpi® CyTRAP Labs GmbH und Lucas Landolt von Lloyd’s & Partners AG in einem Impulsreferat und einer Round Table Diskussion.
Download das White Paper vom Deutschen Marketing Verband zum Thema: Blockchain im Marketing
Was ist eine Blockchain?
Sie ist eine sehr spezielle Form einer verteilten Datenbank, die keine zentrale Institution benötigt. Sie besteht aus einer Kette von Datenblöcken und diese bauen aufeinander auf. Das Resultat ist, dass Informationen nachträglich nicht geändert werden können.
Sie läuft nicht über einen einzelnen Server, sondern über unzählige Rechner, die alle eine Kopie der aktuellsten Blockchain besitzen und fortlaufend synchronisiert werden da die Blockchain dezentral ist.
Dahinter stehen zwei Technologien:
- Distributed Computing: Mehrere Softwarekomponenten auf verschiedenen Computern, werden als einziges System ausgeführt.
- Asymmetrische Kryptographie:
Jeder kann den öffentlichen Schlüssel zum Verschlüsseln von Daten verwenden. Nur der Besitzer des privaten Schlüssels kann jedoch die verschlüsselte Nachricht entschlüsseln.
Wie funktioniert eine Blockchain?
Insgesamt muss eine Transaktion über die Blockchain sechs Schritte durchlaufen:
- Initialisierung der Transaktion: Sender A initialisiert die Sendung an Empfänger B.
- Die Transaktion wird in ein Netzwerk von Netzwerkknoten (Nodes) übertragen.
- Das Netzwerk validiert die Transaktion unter Verwendung bekannter Algorithmen.
- Die Transaktion wird mit anderen Transaktionen als Datenblock konsolidiert.
- Der neue Datenblock wird transparent und unveränderlich in die Blockkette übertragen.
- Die Transaktion ist abgeschlossen. Empfänger B hat seine Sendung erhalten.
Welche Arten von Blockchains gibt es?
Insgesamt gibt es vier verschiedene Arten von Blockchains:
1. Public Blockchains
Bei den public Blockchains kann jeder mitmachen. Dazu gehören Kryptowährungen wie der Bitcoin. Die Software muss auf dem Server laufen.
Die Nachteile sind der sehr hohe Energieverbrauch beim sogenannten „Mining“ mit den entsprechend hohen Stromkosten. Es gibt keinen Konfliktlösungsmechanismus und es ist keine DSGVO-Compliance gegeben.
Da alle Transaktionen anomym ablaufen, funktioniert „Know your customer“ in der public Blockchain nicht. Dies bringt mittlere bis hohe Risiken mit sich.
2./3. Private und halbprivate Blockchain
Eine private Blockchain kann konzernintern genutzt werden. In diesem Fall ist eine DSGVO Compliance möglich.
Die Kosten sind tiefer als bei der public Blockchain und die Risiken bewegen sich im mittleren Bereich.
4. Konsortium Blockchain
Diese Blockchain wird von Banken und in der Lieferkette benutzt. Auch hier ist eine DSGVO Compliance möglich.
Die Kosten sind tiefer als bei der public Blockchain und die Risiken bewegen sich ebenfalls im mittleren Bereich.
und Impulsreferat und Round Table Diskussion mit , Co-Autor des White Paper – Blockchain im Praxistest vom Deutschen Marketing Verband (erscheint Januar 2020)
Welche Fragen sollten sich Unternehmen zur Blockchain stellen?
Um die Blockchain zu nutzen sollten Unternehmen die folgenden Punkte überprüfen:
- Ökosystem für Transaktionen: Der Austausch zwischen Lieferant, Hersteller und Verkäufer findet öfters und regelmässig statt.
- Gemeinsames Interesse: Alle Parteien sind daran interessiert, die Lieferkette zu schützen, z. B. gegen Fälschungen.
- Regelmässige Updates: Die Daten werden von mehr als einer Parte aktualisiert, z.B. ein Händler verkauft eine Uhr an ein Konsortium.
- Compliance: Die Einhaltung verschiedener Richtlinien wie Datensicherheit, Nachhaltigkeit, muss dokumentiert sein.
- Kosten: Variable und fixe Kosten (Hardware, Software, Energie) sind vergleichbar mit anderen Lösungen.
Sind diese fünf Voraussetzungen erfüllt, dann kann der Einsatz der Blockchain eine Option sein.
Die Kosten nicht vergessen
Um den Einsatz der Blockchain zu kalkulieren, müssen diese vier Arten von Kosten berücksichtigt werden.
1. Transaktionsvolumen
Wie viele Transaktionen gibt es und wie oft werden diese ausgeführt? Die Kosten pro Transaktion werden je nach Volumen tiefer oder höher (z. B. A kauft von B).
2. Transaktionsgrösse
Wie viel Code ist in einem Datensatz enthalten?
Smart Contracts welche anhand von Angaben Entscheidungen treffen und Aktionen auslösen, haben mehr Code und verursachen dadurch höhere Kosten.
3. Knoten-Hosting-Verfahren?
Wird die Blockchain auf einer bereits bestehenden oder einer neuen Infrastruktur, vor Ort oder in der Cloud gehostet?
4. Konsensus Protokoll
Wie steht es mit Audit und Haftung? Wie erfolgt der Nachweis der Arbeit, Beteiligung z. B. wie wird die Hilfe bezahlt wenn wir einen Blockkette mit Integrität aufbauen? Autoritätsnachweis, wer überprüft Blöcke? Byzantinische Fehlertoleranz, welches Abstimmungssystem wollen wir nutzen?
Bedeutung in der Praxis
Das Weltwirtschaftsforum prognostiziert dass bis 2027 mindestens 10 % des gesamten Weltbruttoinlandsprodukts in einer Blockchain abgespeichert sein wird.
Die Blockchain kann dazu genutzt werden, die Bewilligung einer Behandlung bei der Krankenversicherung zu beschleunigen.
Round Table Diskussion
Beim Round Table wurde lebhaft über Themen diskutiert wie: Was sind die wichtigsten Blockchain Trends? Welche Hürden vergessen die Blockchain Enthusiasten oft? Wo liegen dir grössten Risiken?
Zu diesem Thema hat Prof. Dr. Urs E. Gattiker ein White Paper – Blockchain im Praxistest für den Deutschen Marketing Verband geschrieben (erscheint Januar 2020).
Beim anschliessenden Apéro riche wurde lebhaft weiter diskutiert und das Netzwerk ausgebaut.
Save the Date: IKEA bei marcom suisse
Save the date: 28. Januar 2020
Simona Scarpaleggia – war bis 30. September 2019 CEO der IKEA Schweiz . Heute ist sie globale Leiterin von IKEAs Global Future of Our Work Initiative. Sie wird präsentieren, an welchen Modellen Ikea arbeitet, um die Mitarbeitenden für den digitalen Wandel zu rüsten.